Blutrituale by O'Callaghan Thomas

Blutrituale by O'Callaghan Thomas

Autor:O'Callaghan, Thomas [O'Callaghan, Thomas]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2015-07-30T16:00:00+00:00


51. KAPITEL

»Hereinspaziert, meine Damen und Herren! Hereinspaziert! Bestaunen Sie den Messerschlucker Claudius und die Dame mit dem Tigergesicht. Nur hereinspaziert, meine Damen und Herren und alle Kinder groß und klein!« Der Zirkusausrufer stand hinter einem in allen Farben des Regenbogens lackierten Rednerpult am Eingang zur Gasse der Attraktionen, die zum großen Zirkuszelt führte. »Unsere Schau ist jetzt geöffnet, meine Damen und Herren! Und heute Abend präsentieren wir Ihnen in unserem großen Zelt die Hauptattraktion! Das Wunder aller Wunder! Lassen Sie sich das nicht entgehen!«

Der Zirkus machte gerade eine Tournee entlang der Ostküste und sorgte an den Wochenenden für Spaß und Unterhaltung. In drei bunten Zelten gab es »Clowns am laufenden Band«, Trapezartisten und etliche Tiernummern.

Es war ein sonniger Freitagnachmittag, als Margaret auf dem Festplatz vor der Lester-J.-Coddington-Grundschule in Cherry Hill, New Jersey, eintraf. Der Mann, der beim Hinweistelefon angerufen hatte, ein Clown namens JellyBeans, hatte gesagt, die Polizei solle nach einem rot-gelben Wohnwagen Ausschau halten, gleich rechts neben dem großen Zelt.

Margaret ging auf den Wohnwagen zu und klopfte an die Tür.

Niemand reagierte.

Gerade als sie ein zweites Mal klopfen wollte, erklang eine Stimme.

»Wen suchen Sie denn?«

Margaret folgte der Stimme zur Rückseite des Wohnwagens, wo ein magerer Zwerg auf einem Hocker saß.

»Sind Sie JellyBeans?«

»Nö. Sie suchen bestimmt Arbeit, oder?«, sagte der kleine Mann.

»Nein. Ich suche einen Clown namens JellyBeans.«

»Jelly ist mein Freund. Was wollen Sie von ihm?«

»Er erwartet mich«, erklärte Margaret.

»So so, er erwartet Sie also.« Der kleine Mann blinzelte, als würde er ein trojanisches Pferd mustern.

»Genau. Ich habe mit ihm telefoniert.«

»Worum geht es denn?«

»Das ist privat«, erwiderte Margaret belustigt.

»Also, euch von der Einwanderungsbehörde hab ich schon’ne ganze Weile auf dem Kieker. Andauernd hier reinschneien und Ärger machen. Ihr geht mir auf die Nerven.«

»Sagen Sie mir jetzt, wo JellyBeans ist, oder muss ich Sie wegen Behinderung polizeilicher Ermittlungen festnehmen? »Margaret hielt ihm ihre Dienstmarke hin. JellyBeans! Guter Gott!

»Sie bezeichnen meinen Freund als kriminell? Kommen Sie mal von Ihrem hohen Ross runter, Schwester, und kämpfen Sie wie ein Mann!« Der Zwerg stieg von seinem Hocker, was keine einfache Aufgabe war, und ging in Kung-Fu-Haltung.

»Sie machen wohl Witze«, sagte Margaret und musste unwillkürlich lachen. »Hören Sie. Ich bin nicht gekommen, um jemanden zu verhaften. Ich möchte Ihrem Freund nur ein paar Fragen stellen. Wie gesagt, JellyBeans erwartet mich.«

»Jetzt habe ich Ihnen einen Riesenschreck eingejagt, was?«, prahlte der Winzling.

»Allerdings.«

»Also, wenn Sie’s unbedingt wissen wollen, mein Freund Jelly schläft hier in diesem Wohnwagen seinen Rausch aus. Er hat gestern Abend eimerweise was weggeschluckt, und in drei Stunden muss er auftreten.«

»Wäre es zu viel verlangt, ihn mir zuliebe zu wecken? Den Gefallen könnten Sie mir doch tun«, bat Margaret und musste gegen den Impuls ankämpfen, sich auf die Höhe des kleinen Mannes zu bücken.

»Na gut … einverstanden«, sagte der Zwerg. »Aber lassen Sie ihm ein bisschen Zeit, um auf die Beine zu kommen.«

Der Zwerg verschwand im Wohnwagen. Kurz darauf streckte er den Kopf heraus.

»Da-da-da-dah! Seine Hoheit, Lord Jellsworth, empfängt Sie in seinem königlichen Schlafgemach! Bitte hier entlang.« Er hielt eine rostige Fliegentür auf.

Margaret betrat den engen Wohnwagen.

»Mir nach!«, befahl der Zwerg und führte Margaret ins Schlafzimmer.



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